Ute Sattler liest in der Synagoge Herford aus dem von ihr übersetzten Buch „Der Blaue Salon und andere Torheiten“ von Vernon Katz und führt uns damit nach Schötmar und in die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Lebensbedingungen in der ersten Phase des Nationalsozialismus werden detailliert aus der Sicht eines damals elfjährigen jüdischen Jungen beschrieben. Die Geschichte des elfjährigen Vernon Katz aus Schötmar ist eine fesselnde und zutiefst berührende Lektüre, die über ihren bedeutenden lokalhistorischen Bezug weit hinausweist. Mit den Augen eines aufgeweckten und sensiblen Jungen schildert Vernon Katz Szenen aus seiner Kindheit in den 1930er Jahren in Schötmar, Heute Teil von Bad Salzuflen. „Der Blaue Salon und andere Torheiten“ ist ein lebendiges, authentisches Dokument kleinstädtischen jüdischen Lebens in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg und des verzweifelten Kampfes einer jüdischen Familie um ihr Überleben. Mit seiner ausgeprägten Beobachtungsgabe nimmt der heranwachsende Junge nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten die schrittweisen Veränderungen im Alltag der Familie, in der Nachbarschaft und in der Schule deutlich wahr, deutlicher als seine Eltern, wie der Autor rückblickend anmerkt. Mit trockenem Humor, ironischer Distanz und mit kritischer Reflexion berichtet Vernon Katz von seinen Erlebnissen. Der Titel des Buches spielt auf die Unfähigkeit der Eltern an, in den ersten Jahren der Naziherrschaft die Gefahren zu erkennen, die ihnen als Juden drohen. Sie sind in ihrer deutschen Heimat tief verwurzelt, haben gemeinsam eine erfolgreiche Bürstenfabrik aufgebaut und glauben, dass die neue politische Situation nicht von Dauer sei. Als Repressionen des Nazi-Regimes drastisch zunehmen – endgültig nach dem Schrecken der Pogromnacht 1938 – wird der Familie klar, dass sie nur durch Emigration ihr Leben retten kann